Wir wollen baden! Im November 2024 haben wir beim Crowdfunding für Natur- und Klimaschutz der Baden-Württemberg-Stiftung über 50.000 € eingesammelt. Wir wollten gemeinsam herausfinden, wann das Baden im Neckar möglich ist - und warum. Im Sommer 2026 erscheint nun endlich der Prototyp unseres Vorhersagesystems.
Im Sommer 2026 erscheint der Prototyp unseres Vorhersagesystems
Die Messungen im Jahr 2025 am Voltasteg in Bad Cannstatt und der Vergleich mit früheren Daten haben vielfältige Zusammenhänge am Neckar offengelegt. So ist die Wasserqualität unter anderem Abhängig von der Niederschlagsmenge, von der elektrischen Leitfähigkeit, der Trübung und dem PH-Wert. Auf der Grundlage dieser Daten haben wir einen Prototypen entwickelt, der bestimmen kann, ob die Wasserqualität über oder unter den Grenzwerten der Badegewässerverordnung liegt.
Damit unsere Daten nicht nur für uns von Nutzen sind, werden wir sie demnächst auf GitHub veröffentlichen. Hier findet Ihr auch den Code des Systems. Am Projektende erscheint eine Dokumentation des Prozesses, damit die Entwicklung nachvollziehbar ist.
Warum benötigen wir ein Vorhersagesystem?
Nach der Nutzung landet das städtische Abwasser zusammen mit dem Regenwasser in Kanälen Richtung Kläranlage (Schaubild links). Dort wird das Wasser gereinigt und in den Fluss geleitet. Bei starken Regenfällen kann das Klärwerk jedoch nur eine bestimmte Menge Wasser reinigen, deshalb nehmen Sammelbecken das Abwasser auf um es zwischen zu speichern. Wenn es zu stark regnet, laufen diese Sammelbecken über und das Abwasser fließt ungeklärt in den Fluss (Schaubild rechts). Die Wasserqualität des Neckars ist also nicht grundsätzlich schlecht. Sie ist abhängig vom Anteil des ungeklärten Abwassers. Wie hoch dieser ist, können die Bakterien E-Coli und Enterokkoken anzeigen. Weil beide im menschlichen Darm vorkommen, weiß man durch sie, wie stark das Wasser mit menschlichen Ausscheidungen und damit vermutlich auch mit anderen Krankheitskeimen belastet ist.
Im Labor bekommen die Bakterien Zeit zu Kolonien zu wachsen, damit sie gezählt werden können. Deshalb dauert die Analyse mindestens 48 Stunden. Eine Echtzeitkontrolle ist mit diesem Verfahren nicht möglich. Aber es gibt andere Faktoren, die auf eine Verschmutzung des Flusses hinweisen: Eine Kombination aus Wetterdaten, wie Niederschlagsdauer und -menge, und anderen Flussdaten, wie die Trübung des Wassers oder die elektrische Leitfähigkeit, können eine hohe Konzentration der Bakterien vorhersagen. Ein Vorhersagesystem schließt daraus, ob die Anzahl der Bakterien über oder unter den Grenzwerten der Badegewässerverordnung liegen, weil es auf der Grundlage einer großen Datenmenge gelernt hat, wann welcher Fall eintritt.
Danke an alle, die mit uns baden wollen!
Renate Herding, Britta Mösinger, Derya Bermek-Kühn, Renate Liebel, Linus Mayer, Stefan Sendelbach, Lena Grasler, Heidrun Schad-Mattern, Sascha Bauer, Monika Ehrke, Hans Peter Künkele, Karsten Böttcher, Valerie Grappendorf, Guido Negenborn
Und allen weiteren Unterstützer*innen unserer Crowdfunding-Aktion!
Für die Mitarbeit danken wir:
Flussbad e.V. (Berlin), Pool is cool (Brüssel), Ruhrverband, Landesanstalt für Umwelt Baden Württemberg, Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Stuttgart, VWM Solutions/ColiMinder
Projektsteckbrief
Laufzeit: 2025-2027
Projektkosten: 50.000€
Finanzierung: Baden-Württemberg-Stiftung, private Spenden
Veröffentlichungen:
"Baden im Neckar" in der Stuttgarter Zeitung vom 17.08.2025
"Ausloten, was möglich ist" in der Stuttgarter Zeitung vom 06.03.2025
Ziele
Ein Vorhersagesystem für den Neckar entwickeln
Die Hintergründe der Wasserqualität des Neckars erklären
Menschen bei der Risikoeinschätzung von Flüssen zum Baden helfen
Projektverantwortliche
Tim Schaffarczik, Dominik Toric (Data Scientist), Simon Wiertz, Felix Plachtzik
Mitmachen / Kollaboration
Hast du Lust am Vorhersagesystem mitzuarbeiten, möchtest uns unterstützen oder eine Kollaboration anstoßen? Dann schreib uns!
tim@neckarinsel.eu